Hintergrund
Nach den aktuellen Klimaszenarien ist davon auszugehen, dass Waldbrände in vielen Regionen der Erde häufiger und intensiver werden u. a. als Folge von Dürren. In Deutschland waren natürliche Waldbrände bisher äußerst selten und traten nur sehr vereinzelt auf. Es gibt allerdings eine längere Geschichte von kleineren bis mittelgroßen Waldbränden, die vor allem durch anthropogene Ursachen entstanden (z.B. Lagerfeuer, weggeworfene Zigaretten, Munitionslast). Die Zahl und Intensität dieser Feuer war bis vor kurzem überschaubar und die entstandenen Feuer waren relativ leicht zu kontrollieren, da zentrale Grundbedingungen für die starke Ausbreitung von Waldbränden in Deutschland selten gegeben waren. Insbesondere regelmäßige Niederschläge im Sommer verhindern eine intensive Austrocknung des vorhandenen brennbaren Materials.
Als Folge des Klimawandels ist damit zu rechnen, dass Deutschland in der Zukunft häufiger von länger anhaltenden Dürreperioden und Hitzewellen betroffen sein wird. Dürreperioden führen zu einer deutlich erhöhten Anzahl von Waldbränden. Darüber hinaus erhöhen Dürreperioden und häufig parallel auftretende Kalamitäten den Anteil an totem Pflanzenmaterial (sowohl im Unterwuchs als auch im Baumbestand), welche auch in Folgejahren das Brandrisiko erhöhen.
Betroffene Waldbestände
Von Waldbränden betroffen sind in Deutschland bisher insbesondere Waldbestände auf trockenen, sandigen Standorten die darüber hinaus häufig mit tendenziell feuerfördernden Nadelhölzern, wie z.B. der leicht entzündlichen Waldkiefer (Pinus sylvestris), bestockt sind. Diese Bestände sind oft eher licht mit einem entsprechenden dichten Unterwuchs (Gras oder auch Büsche und junge Bäume). Bei fehlenden Niederschlägen trocknet der Unterwuchs im Sommer relativ schnell aus und bietet zusammen mit der schlecht zersetzbaren Kiefern-Nadelstreu und Feinreisig große Mengen an leicht entzündlichem Brennmaterial. Diese Situation kann im schlimmsten Fall zu Feuern führen, die auf den Baumbestand überspringen. Die Feuergefährdung anderer Waldtypen bei vermehrten Dürren ist in Deutschland noch wenig erforscht. Zudem fehlt für die Wälder Mitteleuopas allgemeines Wissen zu vorhandenen Brennmaterialien sowie zu Zusammenhängen zwischen Vegetationsstruktur und Feuerverhalten.
Stand der Feuerwehr
Da Waldbrände bis vor kurzem in Deutschland eher selten gehäuft und in größerem Umfang auftraten, sind Feuerwehr und Katastrophenschutz dafür weder besonders gut vorbereitet noch ausgerüstet. So ist es bezeichnend, dass in den Feuerwehr-Dienstvorschriften, in denen unter anderem Grundtätigkeiten, Einsatzabläufe sowie das Ausbildungs- und das Führungssystem der Feuerwehren verbindlich festgelegt sind, der Begriff „Waldbrand“ nicht ein einziges Mal vorkommt. Zwar gibt es ein Lehrbuch für die Feuerwehr zu dem Thema (Cimolino et al. 2015) und auch eine umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung dazu im Rahmen einer Dissertation (Cimolino 2014); in der alltäglichen Praxis von Feuerwehr und Katastrophenschutz spielt das Thema jedoch kaum eine Rolle.
In der Ausbildung der Feuerwehrangehörigen wird Waldbrandbekämpfung in der Regel bis zur Zugführerebene bestenfalls sporadisch und eher zufällig angesprochen, eine systematische Behandlung ist in den Lehrplänen nicht vorgesehen. Zumindest am Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen als der zentralen Aus- und Fortbildungsstätte für Führungskräfte der Feuerwehren in NRW werden zwar Waldbrandlagen bei Übungen in der Ausbildung von Verbandsführern und Angehörigen von Führungsstäben herangezogen, dabei wird jedoch kaum auf die eigentliche Einsatztaktik eingegangen, da führungsorganisatorische Fragen (Bildung von Einsatzabschnitten, Ausweisung von Bereitstellungsräumen und Logistikstützpunkten etc.) dabei im Vordergrund stehen.
Hinsichtlich der Ausstattung ist zu beobachten, dass geländegängige Einsatzfahrzeuge, die für den Waldbrandeinsatz weitaus besser geeignet sind als Straßenfahrzeuge, aus Gewichts- und Kostengründen nur einen kleinen Teil des Fahrzeugbestands ausmachen. Auch für das frühzeitige Erkennen und Melden von Waldbränden gibt es in der Regel keine Vorkehrungen. Nur bei lang andauernder Waldbrandgefahr werden gelegentlich Überwachungsflüge angeordnet; ansonsten ist man in den meisten Bundesländern auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. In wenigen Bundesländern, wie z.B. Brandenburg, bestehen umfangreichere Infrastrukturen, wie z.B. ein Netzwerk von Brandmeldetürmen, die auch mit automatisierten optischen Raucherkennungssystemen ausgestattet sind. Kommt es zu Einsätzen im Wald, stellt für die eingesetzten Feuerwehrfahrzeuge auch die Orientierung im Waldgebiet ein Problem dar, da konventionelle Navigationsgeräte kaum einsetzbar sind und ansonsten dafür nur vereinzelt geeignete Hilfsmittel wie Waldbrandabwehrkarten bei den Feuerwehren vorgehalten werden.
Insgesamt ist festzustellen, dass die deutschen Feuerwehren für dieses Einsatzszenario nicht sonderlich gut aufgestellt sind, ganz im Gegensatz zu einigen Mittelmeeranrainern wie etwa Frankreich, welches in den südlichen Landesteilen über ein ausgefeiltes Konzept zur Detektion und effizienten Bekämpfung von Waldbränden verfügt und dabei auch auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgreifen kann.
Regeneration nach Feuern
Ein weiterer wichtiger Teilaspekt der Waldbrandforschung ist die Entwicklung von Beständen nach dem Feuer. Ökologisches Wissen über die Regenerationsfähigkeit von sowohl Baumarten als auch Unterwuchs nach Waldbränden ist zentral für die Entwicklung kosteneffizienter, waldbaulicher Strategien für die naturnahe Neubegründung von betroffenen Beständen. Sowohl die Anzahl als auch die Replikationen bisher durchgeführter Untersuchungen zur Regenerationsökologie von Waldbeständen nach Feuern in Deutschland sind so limitiert, dass basierend auf deren Ergebnissen bisher keine Handlungsempfehlungen gegeben werden können. Da in den meisten Fällen nach der Räumung des Brandholzes nicht sofort wieder aufgeforstet werden kann, müssen Folgeschäden u.a. durch Winderosion durch geeignete Maßnahmen verhindert werden. Des Weiteren wurde gezeigt, dass nach einem Waldbrand das Überleben von Sämlingen sehr stark von den klimatischen Bedingungen abhängt und eine Zunahme an Trockenheit und hohen Temperaturen zu vermehrter Mortalität von Sämlingen führen kann, was Veränderungen in der Artenzusammensetzung von Wäldern zur Folge haben kann.
Temperatur- und Trockenheitsgrenzwerte für wichtige in Deutschland gepflanzte Baumarten fehlen bisher, weshalb die Entwicklung von Wäldern nach Bränden nicht abschließend geklärt ist. Bis auf wenige kleinflächige Freiland-Feuerexperimente fehlen darüber hinaus Informationen zur Veränderung der Bodeneigenschaften nach dem Brand. Diese bilden jedoch eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Sanierung von Brandflächen und Neubegründung von Waldbeständen.